#4 Rooster Booster - Die Konferenz der Vögel und ihr Widerhall in moderner iranischer Kunst

 

Abb: Jalil Ziapour, Cover of Fighting Rooster Magazine [Ḵorūs-e Jangī magazine], Vol. 1, Tehran, 1948.

 
 

4. Mai 2023, 19 Uhr

VOGELGESPRÄCH #4 Rooster Booster - Die Konferenz der Vögel und ihr Widerhall in moderner iranischer Kunst

Julia Allerstorfer-Hertel im Gespräch mit Katrin Nahidi

Im Jahr 1948 gründete der Maler Jalil Ziapour (1920-1999) mit dem Schriftsteller Gholam Hossein Gharib (1923–2003), dem Dramatiker Hassan Shirvani und dem Komponisten Morteza Hannaneh (1922–1989) die Fighting Rooster Association (Anjoman-e Ḵorūs-e Jangī), um moderne Kunst im Iran zu fördern. In ihren Werken experimentierten die Künstler mit einem lokalen Modernismus, der ihnen ein geeignetes Vokabular für die Ausarbeitung einer künstlerischen Subjektivität auf der Grundlage des iranischen Erbes bot. Gleichzeitig war für die künstlerische Vereinigung moderne Formensprache ein wichtiges Mittel, um ihr Kunstverständnis und ihre politischen Hoffnungen auf Demokratisierung zu artikulieren. Dabei diente der Rückgriff auf Elemente des Sufismus als eine instrumentelle Strategie des politischen Widerstands gegen die Modernisierung und Säkularisierung des Pahlavi Staats. Die neue Generation von Künstler*innen und Schriftsteller*innen griff auf Motive aus islamischen Traditionen zurück, um die politischen Dimensionen einer lokalen Moderne zu erkunden.

Insbesondere Farīd al-Dīn ʿAṭṭārs  Konferenz der Vögel spielt eine wichtige Rolle in der modernen iranischen Kunst und Literatur. Das wird auch im Werk des Dichters Nima Yushij deutlich, der das Gedicht Die Stadt des Morgens (1948) in der ersten Ausgabe der Fighting Rooster Zeitschrift veröffentlichte. Um seine politischen Bestrebungen zum Ausdruck zu bringen, stützt sich Nima stark auf die Sufi-Konzepte der persischen Poesie. Im Verlauf des Gesprächs sollen weitere künstlerische Positionen diskutiert werden, die sich mit der Konferenz der Vögel auseinandersetzen.

Katrin Nahidi ist Universitätsassistentin für moderne und zeitgenössische Kunst an der Uni Graz. Sie studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Kultur des Nahen Orients und neuere deutsche Literatur an der LMU München. Sie promovierte an der Uni Bern und an der Freien Universität Berlin zu moderner Kunst aus dem Iran, im September 2023 erscheint ihre Monographie „The Cultural Politics of Art in Iran - Modernism, Exhibition, and Art Production“ bei Cambridge University Press. Katrin Nahidis Forschungsinteressen liegen in der globalen Kunst, Historiographie moderner Kunst, nicht-westliche moderne und zeitgenössische Kunstproduktionen, Kunsttheorie aus dem globalen Süden und postkolonialer Kunstgeschichte.

Julia Allerstorfer-Hertel ist Kunsthistorikerin, Kuratorin und Autorin. Studium der Kunstgeschichte in Wien und Linz, seit 2016 Assistenzprofessorin am Institut für Geschichte und Theorie der Kunst an der Katholischen Privatuniversität Linz. Ihre Schwerpunkte in Lehre und Forschung umfassen die iranische Gegenwartskunst, Exotismus in der Kunst der Moderne und künstlerische Positionen im Kontext von Globalisierung, Migration und Postkolonialismus. Zu ihren Publikationen zählen u.a. der mit Monika Leisch-Kiesl herausgegebene Band „Global Art History. Transkulturelle Verortungen von Kunst und Kunstwissenschaft" (Bielefeld 2017) und die publizierte Dissertation „Visuelle Identitäten. Künstlerische Selbstinszenierungen in der zeitgenössischen iranischen Videokunst" (Bielefeld 2018).

Video Barbara Seifert

 

Photos: Jakob Lindner


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